Als Black Metaller kannst Du Dich heutzutage bis zum Bandscheibenvorfall mit Symbolen, Kettenhemden und anderen Utensilien vollhängen oder so intensiv schminken, dass Du das Zeug nur noch mit Terpentin runterkriegst, aber im Endeffekt ist das noch lange kein Erfolgsgarant. Es gibt mittlerweile so viele Bands in diesem Genre, dass Du auch noch eine wirklich gute Platte dazu abliefern musst, um in Richtung Spitze aufzusteigen.

Nachdem der melodische Black Metal sich nahezu selbst durch seine Veröffentlichungsflut hingerichtet hat, schmeisst so mancher Blackie das Keyboard auf den Müll und orientiert sich an den alten Roots. Auffallend ist, dass viele Vertreter der alten Schule dabei auf ein unheimlich kaltes und unnahbares Stimmungsbild setzen, damit's auch richtig evil wirkt. Dass es aber auch anders geht, beweisen die altgedienten Norweger mit dem oh Grusel Bandnamen Carpathian Forest. Es ist faszinierend, in welcher Kombination hier diese Black Metaller bösartige und dunkle Stimmungsbilder mit coolen Rock Metal Grooves vermischen, und das erstaunlicherweise auch noch in einen warmen und angenehmen Sound verpackt. Im Falle der Norweger wird mit Herz und Seele düstere Musik gemacht, das spürt man förmlich heraus, und dazu ist es nicht nötig, klirrende, industrialartige Produktionen abzuliefern oder einfach auf Teufel komm raus 40 Minuten lang alles in Grund und Boden zu blasten. Zwar bedienen sich Carpathian Forest aus sämtlichen Klischee Schubladen des Black Metals, wirken aber selbst nicht klischeehaft. Die Norweger sind sich dabei auch nicht zu schade, ab und zu mal die Keys zu zücken, wenn es für die Atmosphäre eines Zwischenstücks bereichernd wirkt. Carpathian Forest haben auf Strange Old Brew zudem ziemlich abwechslungsreiches Material bereitgestellt. Da gibt es beispielsweise tief betrübende Stücke wie das Intro Damnation Chant oder den Song Thanatology, ein keifend aggressives Martyr/Sacrificulum und im Falle von Bloodcleansing fast schon straight forward Black Metal. Aber damit noch nicht genug. Immer wieder kramen Carpathian Forest ihren Rock Metal Groove hervor, sehr schön zu hören bei Tracks wie beispielsweise Mask Of The Slave (mit Verlaub, aber das Ding rockt wie die Sau) oder The Suicide Song, zwei Stücke, die auf eine selten gelungene Weise Coolness und blackmetallische Heftigkeit miteinander verbinden. Das ist also der Beweis. The Devil was a rock'n rolla.

Vielleicht kommt Strange Old Brew in diesem Review einfach so gut weg, weil man bei diesem Album den Eindruck bekommt, dass hier nicht lange überlegt wurde, wie man das Material bringen soll, damit es glaubwürdig wirkt, sondern eher ein wenig gegen den aktuellen Strom schwimmt. Wenn man zuviel darüber nachdenkt, was man nicht tun oder machen soll, um den richtigen Anschein zu erwecken, kann das eben auch ein Schuss in den Ofen werden, und wer sagt denn, dass Black Metal nicht hin und wieder ein wenig rocken darf? Eben. Die Carpathian Forest Truppe ist leider ein wenig instabil (Besetzungsprobleme, Gastmusiker etc.). Dabei besteht immer die Gefahr, dass das Album, welches man in den Händen hält, das letzte sein könnte. Jedenfalls ist Strange Old Brew auf seine Art und Weise eine Vorzeigeplatte, weil sie eben nicht klingt wie jedes andere Black Metal Album und trotzdem seine Roots pflegt.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Avantgarde Records

Veröffentlichung

3/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal